Preissteigerung
Betrieb lohnt sich nicht mehr Energiepreisschock lässt Kunden zittern

Energiepreisschock lässt Kunden zittern

Zuletzt waren auch in Deutschland verschiedene Energieanbieter wegen der stark gestiegenen Preise in finanzielle Schwierigkeiten geraten.

Im Großhandel haben sich die Preise für Strom und Gas vervielfacht. Das bekommen auch immer mehr Industriebetriebe und Verbraucher zu spüren. Manche Gaslieferanten sind schon pleitegegangen. Der Mittelstandsverband fordert deshalb einen Energiegipfel mit der Bundesregierung.

Der deutsche Mittelstand schlägt wegen explodierender Preise für Strom und Gas Alarm. Der Geschäftsführer des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft, Markus Jerger, sprach von einer Bedrohung für “Wachstum, Beschäftigung und den über Jahrzehnte erarbeiteten Wohlstand” und forderte die Einberufung eines Energiegipfels. Wie das “Handelsblatt” berichtet, haben erste Unternehmen ihre Produktion in Deutschland bereits eingestellt, da sie aufgrund steigender Energiekosten nicht mehr rentabel sei.

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Betroffen sind energieintensive Branchen wie die Chemieindustrie, Stahl- und Aluminiumhütten oder Papierhersteller. “Wir haben uns entschlossen, an unserem Produktionsstandort in Freital eine Produktionslinie komplett abzustellen. Das gilt auf unbestimmte Zeit”, zitiert das “Handelsblatt” den Geschäftsführer der Glashütte Freital, Stefan Jugel. “Auf der Basis der aktuellen Energiekosten macht die Produktion keinen Sinn. Die Energiekosten sind höher als der Umsatz”, sagte Jugel.

Bereits vor Monaten hatten erste energieintensive Fabriken in Großbritannien den Betrieb eingestellt, darunter etwa Düngemittelhersteller. Derartige Produktionsunterbrechungen treffen indirekt weitere Bereiche der Wirtschaft und die Verbraucher. So wirkt sich die Knappheit von Düngemitteln bereits auf die globalen Lebensmittelpreise aus. Auch die Produktion vieler Baustoffe, deren Preis im vergangenen Jahr schon stark gestiegen war, benötigt große Mengen Energie.

In Deutschland war vor allem der Preis für Gas, das sowohl in vielen Industriebetrieben zur Wärmeerzeugung als auch in der Stromerzeugung und zum Heizen für Privathaushalte eingesetzt wird, in der zweiten Jahreshälfte 2021 förmlich explodiert. Die als Richtwert für den europäischen Gasmarkt geltenden niederländischen Gas-Terminkontrakte stiegen im Jahresverlauf um mehr als das Zehnfache. Zum Jahreswechsel brachen die Preise zwar zeitweise wieder um mehr als die Hälfte ein. Damit liegen sie aber immer noch um ein Vielfaches über dem langjährigen Preisniveau.

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Dieser Preisanstieg ist für viele Energielieferanten, die mit ihren Kunden langfristig stabile Preise vereinbart haben, ohne sich selbst entsprechend abzusichern, zum Problem geworden. Zuletzt waren auch in Deutschland verschiedene Energieanbieter wegen der stark gestiegenen Energiepreise in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Dies betrifft nicht nur den Gasmarkt. Mehrere Stromanbieter mussten beispielsweise in den vergangenen Monaten Insolvenz anmelden. Das wiederum führt zu Preisschocks für Privatverbraucher und Unternehmen, die in der Regel zwar vom regionalen Grundversorger weiter beliefert werden, meist aber zu viel höheren Preisen.

“Einige Unternehmen haben Schwierigkeiten, für Januar oder Februar Gaslieferverträge zu bekommen, die eine kostendeckende Produktion ermöglichen. Das könnte in Einzelfällen die Produktion gefährden”, sagte Christoph René Holler, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Keramischen Industrie, dem “Handelsblatt”.

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Die Situation könnte sich trotz zuletzt wieder gesunkenen Börsenpreisen für die Energieträger noch verschärfen. In Deutschland dürften auf Dauer Dutzende Gas-Firmen verschwinden, sagte Eon-Chef Leonhard Birnbaum kürzlich der “Rheinischen Post”. Birnbaum begrüßte dies als Marktbereinigung: “Um die unsoliden Spekulanten, die die Kunden im Regen stehen lassen und das Weite suchen, ist es nicht schade”. Der Eon-Chef warnte zudem vor Engpässen.Weltweit habe die Nachfrage nach der Corona-Rezession angezogen, Deutschland sei mit unterdurchschnittlich gefüllten Gasspeichern in den Winter gegangen, hinzu kämen politische Unsicherheiten. “Wenn der Winter jetzt sehr kalt wird, könnten wir unerfreuliche Überraschungen erleben.” Er schloss aber aus, dass Häuser deswegen kalt bleiben müssten: “Natürlich werden Haushalte weiter beheizt”, sagte er der “Rheinischen Post”. “Es wird nicht kalt, aber teurer für die Bürger.

Preissprünge als “Brandbeschleuniger”

Markus Jerger sieht die Bundesregierung in der Pflicht, gemeinsam mit der Wirtschaft nach tragfähigen Lösungen für das Problem der schwindenden Wettbewerbsfähigkeit energieintensiver Branchen zu suchen. “Der Mittelstand erwartet von einem solchen Energiegipfel wirksame Maßnahmen zur Kostendämpfung und damit zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen.”

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Jerger verwies auf eine aktuelle Unternehmerumfrage des Verbandes. Mehr als 90 Prozent der Mittelständler rechneten damit, dass die Preise für Energie in Zukunft noch steigen werden. “Gleichzeitig sehen sich über 50 Prozent nicht imstande, die explodierenden Energiepreise zu schultern.” Die Preissprünge an den Strombörsen wirkten wie ein Brandbeschleuniger für die Energiekosten der produzierenden Unternehmen.

Ein erster Schritt sei die Senkung der Stromsteuer auf den europäischen Durchschnitt. Die neue Bundesregierung hatte angekündigt, dass die Finanzierung der EEG-Umlage über den Strompreis zum 1. Januar 2023 beendet werden soll. Stromintensivem Unternehmen hilft das allerdings weniger als den Privatverbrauchern, denn sie müssen nur eine reduzierte EEG-Umlage zahlen.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa 05.01.2022