Hauptursachen für die Strompreisentwicklung 2021/2022
Die Strompreise steigen 2021/2022 vor allem aus folgenden Gründen stark an:
- Extremer Anstieg der Börsenpreise für Strom als Folge des Gaspreisanstiegs
- Engpass bei Strom aus Windkraftwerken; teurer Ausgleich über Kohlekraftwerke (CO₂-Steuer)
Im Folgenden gehen wir näher auf die einzelnen Ursachen der aktuellen Strompreisentwicklung 2022 ein.
Strompreisentwicklung 2022: Anstieg der Einkaufspreise
Die Einkaufspreise für Strom sind bereits im Verlauf des Jahres 2021 stark angestiegen, wobei es ab August zu einer noch extremeren Strompreisentwicklung nach oben kommt. Dies liegt unter anderem daran, dass ab Herbst ein großer Gasmangel auf dem Energiemarkt herrscht.
Die Folge ist eine Gaspreisentwicklung, die steil nach oben geht. So wird die Stromerzeugung aus Gas teurer. Auch beim Strom aus Kohlekraftwerken kommt es durch die CO₂-Abgaben, welche die Produzenten pro Tonne Kohlendioxid für Zertifikate zahlen müssen, zu einer Verteuerung.
Strompreisentwicklung 2022: Einfluss der CO₂-Abgabe und Windkraft-Engpass
Auch wenn im Strompreis keine direkte CO₂-Steuer enthalten ist wie im Gaspreis, hat diese Abgabe auf mehrere Arten Einfluss auf die Strompreisentwicklung 2021/2022. Für den Herbst 2021 wird ein geringeres Windaufkommen als erwartet prognostiziert. Dementsprechend kann weniger Strom über Windkraftwerke erzeugt werden.
Der Ausgleich muss über Energiequellen erfolgen, die weniger klimafreundlich sind. Dazu zählen z. B. Kohlekraftwerke, die einen hohen CO₂-Ausstoß haben. Entsprechend müssen die Betreiber hohe CO₂-Abgaben zahlen (bzw. teure Zertifikate erwerben), was den erzeugten Strom weiter verteuert.
Strompreisentwicklung 2022: Einfluss der EEG-Umlage
Politische Entscheidungen haben großen Einfluss darauf, wie stark Verbraucher preislich beim Strompreis belastet werden. Das liegt am hohen Anteil an Steuern und Abgaben (fast 50 Prozent) am Strompreis.
Allein die EEG-Umlage macht aktuell über 20 Prozent des Gesamtpreises aus. Sie dient der Förderung von erneuerbaren Energien. Erzeuger von „grünem“ Strom (z. B. Windkraft, Solar, Wasserkraft und Biomasse) erhalten darüber feste Vergütungen.
Alle Stromanbieter müssen für jede an den Verbraucher gelieferte Kilowattstunde Strom eine EEG-Umlage an die Übertragungsnetzbetreiber abgeben. Diese Kosten werden an die Kunden weitergegeben.
Die Höhe der EEG-Umlage hat sich in den letzten acht Jahren beinahe verdoppelt (2012: 3,592 ct/kWh). 2021 sank die EEG-Umlage jedoch von 6,756 Cent/kWh auf 6,5 ct/kWh. Dies wurde durch Zuschüsse des Bundeshaushalts ermöglicht, um im Rahmen der Corona-Krise eine Entlastung bei den Stromkosten zu schaffen. Die Zuschüsse stammen aus Einnahmen durch die CO2-Steuer und aus dem Corona-Konjunkturpaket.
Ohne diese Zuschüsse wäre der Preisanteil für die EEG-Umlage 2021 auf mindestens 8,6 ct/kWh gestiegen (Quelle: strom-report.de). Die Kosten für Verbraucher wären also deutlich höher ausgefallen als ohnehin.
EEG-Umlage: Wie geht es ab 2022 weiter?
Der Großteil der Parteien plant, die EEG-Umlage bei einer Regierungsbeteiligung in Folge der Bundestagswahl abzuschaffen. So könnte eine extreme Strompreisentwicklung nach oben, wie sie derzeit der Fall ist, abgefedert werden.
Für das Jahr 2022 erfolgt zunächst eine Senkung der EEG-Umlage (von 6,5 ct/kWh auf 6,0 ct/kWh). Diese Preissenkung wird aus den Einnahmen durch die CO₂-Abgabe finanziert. Das bedeutet zwar, dass die Strompreise durch die EEG-Umlage nicht noch weiter in die Höhe steigen. Trotzdem kann die Senkung der Umlage die allgemeine Strompreisentwicklung nach oben nicht aufhalten.
Strompreisentwicklung 2022: Einfluss der Netzentgelte
Bei der Strompreisentwicklung wird rund ein Viertel des Preises aktuell durch Netznutzungsentgelte bestimmt: Stromanbieter müssen diese Entgelte an Netzbetreiber zahlen, um deren Verteilernetze für die Strombelieferung nutzen zu können. Auch der Betrieb, die Wartung und der Ausbau der Netze werden über die Netzentgelte finanziert.
Die Netzentgelte sorgen für eine weitere ungünstige Strompreisentwicklung 2022 für Privatkunden. Die Netzentgelte fallen im bundesweiten Durchschnitt so hoch aus wie nie zuvor. Die Steigung beträgt durchschnittlich 3,7 Prozent. Ein Privathaushalte mit einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden müsste dann etwa 11 Euro mehr zahlen als im Jahr 2021 (Quelle: Verivox).
Energieversorger können bis Mitte November entscheiden, inwiefern sie die Kosten durch die erhöhten Netzentgelte an ihre Kunden weitergeben.
Besonders stark soll die Strompreisentwicklung nach oben durch die Netzentgelte in Bremen ausfallen – gefolgt von Hamburg und dem Saarland. Die Preissteigerungen sind je nach Region unterschiedlich hoch (je nach notwendigem Ausbau des Verteilernetzes). Während die Entgelte normalerweise in einigen Bundesländern sogar sinken, steigen sie in anderen um 10 Prozent oder mehr. Allerdings ist eine bundesweite Angleichung bis 2023 geplant.
Erhöhungen kommen dadurch zustande, dass die Stromnetze in Deutschland und über die Grenzen hinaus im Rahmen der Energiewende stets aus- bzw. umgebaut werden. Zudem fallen umfassende Netzsanierungen an.
Strompreisentwicklung 2022: Weitere Steuern und Abgaben
Neben der CO₂-Abgabe und der EEG-Umlage gibt es weitere Steuern und Abgaben, die den Strompreis bzw. die Strompreisentwicklung mehr oder weniger stark beeinflussen. Im Folgenden erläutern wir, welchen Einfluss die Konzessionsabgabe, die Umsatzsteuer, die Stromsteuer und weitere Umlagen auf die Strompreisentwicklung haben.
Konzessionsabgabe
Die Konzessionsabgabe ist ein Entgelt, das Netzbetreiber an Gemeinden zahlen, um im Gegenzug auf öffentlichem Grund Strom- und Gasleitungen verlegen und betreiben zu dürfen.
Der Anteil der Konzessionsabgabe am Strompreis beträgt im Schnitt 5-6 %. Die Obergrenzen liegen für die meisten Stromkunden zwischen 1,32 und 2,39 ct/kWh. Der Durchschnittsbetrag für die Konzessionsabgabe liegt im Jahr 2021 bei 1,66 ct/kWh.
Die Höhe dieser Abgabe ist nicht frei wählbar, sondern wird durch gesetzlich geregelte Obergrenzen und die Einwohnerzahl der jeweiligen Gemeinde bestimmt.
Umsatzsteuer und Stromsteuer
Ebenfalls fast ein Viertel des Strompreises ergibt sich aus der Umsatz- und Stromsteuer. Steuerliche Anpassungen haben demnach einen deutlichen Einfluss auf die Strompreisentwicklung.
- Die Umsatzsteuer, auch Mehrwertsteuer genannt, liegt für Strom derzeit bei 19 % und wird auf den Netto-Strompreis aufgeschlagen.
Zwischen 01.07.2020 und 31.12.2020 betrug sie aufgrund der Corona-Krise nur 16 %.
- Die Stromsteuer, auch Ökosteuer genannt, liegt aktuell bei 6,4 % des Strompreises und ist seit dem Jahr 2003 auf dem gleichen Niveau.
Entgelte aus der Stromsteuer werden zum Teil für die Senkung der Rentenbeitragssätze verwendet.
Sonstige Steuern und Abgaben
Die restlichen Anteile des Strompreises setzen sich aus sonstigen Umlagen zusammen, wie zum Beispiel KWK-Umlage, Stromnetzentgeltverordnung, Offshore-Haftungsumlage und Umlage für abschaltbare Lasten. Diese haben jedoch im Vergleich zu den anderen Preisbestandteilen aktuell nur einen geringen Einfluss auf die Strompreisentwicklung.
Strompreisentwicklung 2020/2021
Etwa drei Viertel aller deutschen Anbieter (rund 630 Stromversorger) haben 2020 die Strompreise erhöht. Bei der Strompreisentwicklung kam es 2020 zu einem durchschnittlichen Anstieg von 6,8 Prozent.
Der Durchschnittspreis für Strom ist von 31,81 ct/kWh (2020) auf 31,94 ct/kWh (2021) gestiegen (Quelle: BDEW-Strompreisanalyse).
Hier finden Sie eine Übersicht, welche Faktoren die Kosten 2020/21 in die Höhe getrieben haben, gesunken sind oder unverändert geblieben sind. Die Werte beziehen sich auf einen Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden.
Zu einer Erhöhung kam es bei…
- Netzentgelten: Durchschnittlicher Anstieg um 0,6 %, d. h. von 7,75 ct/kWh (2020) auf 7,80 ct/kWh (2021)
- Beschaffung und Vertrieb: Durchschnittlicher Anstieg um 2,5 %, d. h. Steigerung um 0,19 ct/kWh
Eine Senkung erfolgte bei…
- Steuern, Abgaben und Umlagen: Verringerung um 0,5 % bzw. 0,16 ct/kWh, d. h. von 16,55 ct/kWh (2020) auf 16,39 ct/kWh (2021)
Im folgenden Abschnitt gehen wir näher auf die Strompreisentwicklung im Rahmen der Corona-Krise ein.
Strompreisentwicklung: Einfluss der Corona-Krise
Die Corona-Krise zeigte sich deutlich in der Strompreisentwicklung und wirkte sich auf mehrere Bestandteile des Preises aus: So kamen gesunkene Einkaufspreise, eine streckenweise gesenkte Mehrwertsteuer, eine gedeckelte EEG-Umlage und ggf. ein steigender Verbrauch durch Homeoffice & Co. zusammen. Was Corona für die Strompreisentwicklung genau bedeutete, erfahren Sie in den nächsten Abschnitten.
Änderung des Einkaufspreises: Negative Strompreisentwicklung an der Strombörse
Während der Corona-Pandemie sank 2020 die Stromnachfrage im Industriebereich stark, z. B. durch Produktions-Stopps. Die geringere Nachfrage hatte zur Folge, dass die Preise an der Strombörse für einige Zeit niedriger waren.
Vergleich: Mai 2020: ca. 2 ct/kWh vs. Mai 2019: ca. 3 ct/kWh (Quelle: CHECK24).
Viele Stromversorger konnten also von der Strompreisentwicklung nach unten profitieren. Trotzdem bedeutete dies für viele Privatverbraucher keine Preissenkungen. Anbieter geben eine Ersparnis (egal welcher Ursache) normalerweise nicht an Bestandskunden weiter, denn sie sind nicht dazu verpflichtet. Stattdessen investieren Stromanbieter meist nur in Neukundenangebote (günstigere Tarife und Bonuszahlungen), während Bestandskunden deutlich mehr zahlen.
Hinzu kam, dass nicht alle Anbieter die günstige Strompreisentwicklung ausnutzen konnten: Viele Anbieter kaufen nur einen Bruchteil ihres Stroms an der Strombörse. Den Großteil beziehen sie länger im Voraus bei Erzeugern. Dadurch haben einige Stromversorger zu hohe Preise für 2020/21 gezahlt.
Senkung der Mehrwertsteuer 2020
Aufgrund der Corona-Pandemie wurde der Mehrwertsteuersatz vom 01.07.2020 bis zum 31.12.2020 gesenkt, was sich auch auf die Strompreisentwicklung auswirkte. Die Steuer betrug dadurch nur 16 statt 19 Prozent.
Tipp: Kontrollieren Sie sicherheitshalber auf Ihrer Stromrechnung, ob Ihr Stromversorger dies berücksichtigt hat. Verlangen Sie ggf. eine Korrektur.
Senkung bzw. Deckelung der EEG-Umlage ab 2021
Eine weitere Entlastung während der Corona-Krise soll für den Verbraucher die Senkung bzw. Deckelung der EEG-Umlage ab 2021 bewirken. Der Anteil der Umlage am Strompreis wäre sonst stärker ausgefallen und hätte somit eine weitere Preissteigerung zur Folge gehabt.
Durch Zuschüsse des Bundes wurde die Umlage im Jahr 2021 auf 6,5 ct/kWh gesenkt (statt 8,6 ct/kWh). Im Jahr 2022 sinkt sie weiter auf 6 ct/kWh.
Steigender Stromverbrauch durch Corona-Krise
Durch Homeoffice, Lockdowns & Co. kam es im Rahmen der Corona-Krise zu einem steigenden Stromverbrauch bei Privatkunden. Laut einer Umfrage von Verivox muss jeder zweite deutsche Haushalt für die Pandemie-Zeit (2020/21) eine Nachzahlung leisten, hat also einen höheren Stromverbrauch als bisher. Die Nachzahlungen betrugen durchschnittlich 112 Euro.
Gleichzeitig ist für Privathaushalte während der Corona-Krise auch 2021 oder 2022 keine Strompreisentwicklung nach unten in Sicht. Daher ist ein Stromanbieterwechsel jetzt für Verbraucher besonders lohnenswert, um die guten Neukundenangebote zu nutzen.
Wenn Sie nicht selbst nach dem besten Stromanbieter suchen möchten, übernehmen wir dies gerne für Sie. Fordern Sie einfach eine kostenlose, unverbindliche Tarifempfehlung an.
Strompreisentwicklung 2022: Anstieg der Einkaufspreise