Solarindustrie schlägt Alarm

Die deutsche Energiewende liegt in Chinas Händen

China hat die Solarindustrie fest im Griff – 80 Prozent der weltweiten Produktionskapazitäten befinden sich dort. Für die deutsche Energiewende stellt die Abhängigkeit von Peking ein massives Problem dar. Branchenvertreter schlagen in einem Brandbrief Alarm.

Wirtschaftsminister Robert Habeck will bis 2030 80 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien speisen. Ehrgeizig findet das vor allem die Solarindustrie. Denn die Branche steht vor einem massiven Problem: China hat die Produktionskapazitäten für Photovoltaikanlagen fest im Griff. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, schlagen Unternehmen aus der Solarindustrie deshalb Alarm.

In einem Brief an das Bundeswirtschaftsministerium haben 24 Unternehmen der Branche einen Plan zur Wiederbelebung der deutschen Solarindustrie erarbeitet, so die Zeitung. Sie fordern mehr Unterstützung vom Staat, um die ehrgeizigen Ziele für den Ausbau der erneuerbaren Energien zu erreichen.

„Risiken für die Energiewende“

Derzeit befinden sich 80 Prozent der weltweiten Produktionskapazitäten für Solarenergie in China – im Vergleich zu nur einem Prozent in Deutschland. „Die aus dieser Konzentration entstehende Abhängigkeit birgt Risiken für die Energiewende in Deutschland und Europa“, mahnen die Absender. Unter ihnen sind große Energiekonzerne wie Eon, aber auch kleinere Unternehmen wie Enpal, Pelion und Norsun.

Lange Zeit war Deutschland Vorreiter auf dem Gebiet der Photovoltaik. China hat jedoch die Solarindustrie in den letzten 15 Jahren massiv ausgebaut. So wurden in Europa im Jahr 2021 gerade einmal Solarpaneele mit Kapazität für acht Gigawatt produziert. China verfügt inzwischen über Kapazitäten für bis zu 300 Gigawatt. „Es gibt eine nicht wegzudiskutierende Abhängigkeit im höchsten Maße von China. Und die ist deutlich größer als die Abhängigkeit beim Thema Gas von Russland“, sagte ein hochrangiger Manager aus der Solarbranche dem „Handelsblatt“.

China führt neue Exportregeln ein

Die Ungleichheit droht sich noch weiter zu verschärfen. Im vergangenen Dezember schlug die Führung in Peking strengere Exportvorschriften vor – einschließlich protektionistischer Beschränkungen für die Solarindustrie.

Einige deutsche Unternehmen sind nach Peking ausgewandert, als die Subventionen in der Bundesrepublik für die Photovoltaikindustrie gekürzt wurden. Nun könnten sie von diesen neuen Exportbeschränkungen betroffen sein. „Aber wir haben das Wissen noch und können es auch wieder hierhin holen“, sagt der Chef vom Modulhersteller Solarwatt, Detlef Neuhaus, im Interview mit dem „Handelsblatt“. Allerdings gehe das nicht ohne politische Unterstützung.

Die Kapazitäten braucht die Bundesrepublik. Wenn Deutschland seine Energieziele erreichen will, müssen ab 2026 jährlich 22 Gigawatt an Solarenergie zugebaut werden. Das entspricht einer Verdreifachung des derzeitigen Ausbaus. Auch auf europäischer Ebene sollen die Produktionskapazitäten ausgebaut werden – nach Angaben der EU-Kommission auf 30 Gigawatt bis 2025.

Solarindustrie fordert „planbare finanzielle Unterstützung“

Die rasante Entwicklung der Solarenergie wird Geld kosten. Die Schätzungen reichen von 400 Millionen bis zu einer Milliarde Euro pro Gigawatt Produktionskapazität, berichtet das „Handelsblatt“. Somit würden die EU-Pläne mindestens 25 Milliarden Euro kosten. Das sei aber nur ein „Bruchteil dessen, was Europa in den letzten zwölf Monaten für die Sicherung der Gasversorgung ausgegeben hat“, betont der Chef von Meyer Burger, Gunter Erfurt, im Interview mit dem „Handelsblatt“.

In dem Schreiben fordern die Unternehmen deshalb eine „planbare finanzielle Unterstützung in Bezug auf Investitionen, zum Beispiel über die staatliche Entwicklungsbank KfW“. Die 24 Unterzeichner aus der Solarbranche wären sogar bereit, für europäische Produkte vorerst einen Aufschlag zu zahlen. „Anstatt nur darüber zu reden, wie abhängig wir sind, müssen wir endlich aktiv werden“, sagt Solarwatt-Chef Neuhaus dem „Handelsblatt“.

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